Gibb River Road, Tag 1 (Lennard Gorge)

von | Apr 18, 2008 | Reisebericht | 0 Kommentare

[:de]DSC02587DSC02639 Zunächst müssen wir einkaufen, denn auch wenn die Gibb River Road gesperrt ist, werden wir einen Teil davon befahren können. Wir betanken also das Auto, stopfen den Kühlschrank mit Lebensmitteln voll und erkundigen uns nochmals nach den Road Conditions der ‚Gibb‘. Die Polizei verweist uns an ‚Main Road‘, ein staatliches Unternehmen, welches den Status der Straßen kennt und offensichtlich auch festlegt, ob die Straße befahren werden darf oder nicht. Dort werden wir auf den gleichen Stand gebracht, auf den wir bei unserer gestrigen Internetrecherche ebenso schon gestossen sind. Wir können bis Mt. Barnett fahren und müssen dann umkehren. Also machen wir uns auf die Socken, bzw. Pneus und schrubben die ersten Kilometer Asphalt in die ‚Gibb‘. Zwischendurch ist Brunch angesagt. Wir spannen unser Sonnensegel und tischen auf, was unser Kühlschrank so hergibt. Im Anschluss verdauen wir bei mitgebrachter Lektüre unser Mahl. Ab und zu rattern Roadtrains oder 4WDs vorbei, viel ist jedenfalls nicht los. Irgendwann wird es auch unter dem Sonnensegel unerträglich heiß. Bei 38°C im Schatten bauen wir ab und flüchten in unser klimatisiertes Auto. Die Piste zur Windjana Gorge und Tunnel Creek sind wie angekündigt gesperrt, deshalb nehmen wir mit der angeblich etwas weniger spektakulären Lennard Gorge vorlieb. DSC02607DSC02622 Im 4WD Gang kriechen wir dorthin. Den letzten Kilometer müssen wir laufen, während bereits auf nicht markierte Wege und Absturzgefahr an der Schlucht hingewiesen wurde. Wir nehmen sicherheitshalber das GPS mal mit, damit wir durch das unwegsame Gelände wieder zum Auto zurückfinden. Dass der Weg nicht markiert ist, war nicht übertrieben. Zuerst ging es noch auf einem Ziehweg entlang, der aber bald in einer Wendeschleife endete. Ab da ging’s nur noch durch mannshohes Gras und extrem hartes, stacheliges Spinifex. Das Spinifex scheint das einzige Gras zu sein, das nicht gefressen werden kann. Die harten Spitzen des Grases sind so spröde, dass sie sich zuerst tief in die Haut bohren und dann abbrechen. Äußerst unangenehm und kann natürlich auch zu Entzündungen führen. Jedenfalls müssen wir da zum Teil durch. Nachdem sich bei jedem Pieksen auch etwas noch gefährlicheres hätte ereignen können, inspiziere ich regelmäßig meine Beine nach Bisswunden. Wie erwähnt, Australien hat die giftigsten Schlangen und Spinnen weltweit. Manche Schlangen sind so giftig, da wäre ich zum inspizieren gar nicht mehr gekommen. Man kann sich aber relativ sicher darauf verlassen, dass die Schlangen das Weite suchen, wenn sich Menschen nähern. Darauf haben wir uns einfach auch mal verlassen. Und da ich diese Zeilen schreiben kann, scheint es auch geklappt zu haben ;-). Den Weg konnte man nur am Geräusch eines Wasserfalles erahnen. Das Geräusch wurde immer lauter, die Socken immer voller mit stechenden Stängeln, pieksenden Kletten und Gräsersamen. Wenn man vorher noch keine Idee gehabt haben sollte, wie das Speargrass zu seinem Namen kam – nun spätestens jetzt wissen wir es. Irgendwann stehen wir an der steil abfallenden Klippe, Wasser ist jedoch nur zu hören, nicht zu sehen. Wir kraxeln runter, bis ein Wasserfall zu Tage tritt. Wir kraxeln weiter und sind schließlich am Grund der Schlucht. Wie auf einer Bratpfanne fühle ich mich, der Schweiß tropft nur so die Hutkrempe herunter. Da ist das Wasser des Lennart River eine willkommene Abfrischung. Micha springt in die Fluten, ich begnüge mich mit naßmachen und Füße ins Wasser hängen lassen. Irgendeiner muss das Auto ja auch wieder zurückbringen, wenn der andere von einem Krokodil gefressen wird. Der Rückweg ist noch etwas abenteuerlicher. Das GPS funktioniert nicht (Batterien sind leer) und wir wissen nur vage, wo das Auto steht. Das Gras scheint hier noch höher zu sein, jedenfalls sehe ich nur noch Michas Kopf herausragen, darüber sengende Sonne. Grobe Felsbrocken am völlig von Sträuchern, Büschen und diesem verdammt hohen Gras bedeckten Boden machten das Durchkommen noch schwieriger. Trotzdem erreichen wir schließlich den uns bekannten Ziehweg. Schweißgebadet und vom gepiekse in den Stiefeln genervt ziehen wir uns in das Auto zurück. Wir fahren zurück zur ‚Gibb‘.

Einer der Reize der Gibb River Road sollte der 4WD Charakter der Strecke sein. Jedoch davon ist keine Spur. Die Strecke ist besser in Schuss gehalten, wie die häufiger frequentierte Hauptverbindungsstrecke vom Zentrum in die Kimberley Region – die Tanami Road. Pech gehabt, den 4WD müssen wir hier jedenfalls nicht einschalten. Hoffentlich entschädigt uns die Landschaft ein wenig für die Aufwände, die wir in Kauf genommen haben, um in die Kimberleys zu kommen. Und das tut sie. Ganz anders als im heißen, trockenen Süden, sind hier weite Grasflächen, Wälder und ab und zu River oder Creeks. Ein völlig anderes Australien, als wir es bisher zu sehen bekamen. Glückliche Kühe weiden am Straßenrand, die Kängurus sind hier sicherlich auch glücklicher, da kaum welche am Straßenrand rumliegen. An einer Parkbucht halten wir für die Nacht. Es gibt sehr reichhaltige Gemüsesuppe, die zu schnibbeln schon eine halbe Stunde Zeit in Anspruch nahm. Etwas später kommt noch der Grader dazu, den wir zuvor beim begradigen der Gibb River Road überholt hatten. Ein Grader ist letztendlich nichts anderes als ein großer Räumer, der den losen Untergrund wieder glattzieht und die Furchen und Löcher damit wieder füllt. So wird die ‚Gibb‘ viermal im Jahr bearbeitet, wie wir von unserem neuen Nachbarn später erfahren. 4WD – ade! Er gesellt sich zu uns und erfreut uns mit seinem sehr schlecht bis nichtverständlichem Australisch.
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