Tierwelt Australiens

von | Apr 26, 2008 | Australien Tiere, Reisebericht | 2 Kommentare

[:de]Bereits in Sydney sind wir ganz aus dem Häuschen, als wir die ersten Papageien frei herumfliegen sehen. Ibise stochern im Hyde Park nach Würmern. In Adelaide geht es weiter mit noch bunteren Papageien.

Als wir unser erstes Känguru in den Flinders Ranges zu sehen bekommen, wird uns so richtig bewusst; wir sind in Australien. Doch damit nicht genug, im Laufe der Reise bekommen wir noch reichlich anderes zu sehen.

Adler, Bussarde und Falken, die sich zum Teil an Kadavern von Verkehrsopfern zu schaffen machen. Ein Bussard transportiert eine Schlange ab, im Übrigen die einzige Schlange, die wir bisher zu sehen bekamen. Kreischende Kakadus hängen bald überall herum und nerven mit Ihrem markerweichenden Geschrei, vorzugsweise, wenn der Morgenschlaf noch nicht beendet ist. Woher deren Name kommt, wird mir bei einer Lektüre unter einem von diesen Schreihälsen belagerten Bäume bald bewusst. Ich bekomme zwei Treffer ab und schreie aufgebracht – Kacker Du! Andere bunte Papageien und Kakadus, die es zu benennen erst noch ein Nachschlagewerk bedarf, gesellen sich stets dazu oder kreuzen unseren Weg. Der uns allen so bekannte Wellensittich hält sich hingegen sehr bedeckt, den sahen wir bisher nur im Bungle Bungle National Park.

Eingeführtes Getier, wie der Wildhund oder Dingo streunen im Watarrka National Park herum. Ein etwa 6000 Kilometer langer Zaun trennt das Sheep-Country vom Dingo-Country. Die zum Eisenbahnbau eingeführten Kamele, in Wirklichkeit sind das Dromedare aus Afghanistan, hatten irgendwann ausgedient und wurden sich selbst überlassen. Zwei der Nachfahren bekamen wir nahe Alice Springs zu Gesicht. Ausgebüchste Pferde streuen herum und stehen in kleinen Gruppen unter Bäumen Schatten suchend. Die frei herumlaufenden Kühe gehören sicherlich Farmern, das deuten jedenfalls die Brandzeichen an. Wie die übers ganze Land verteilten Viecher allerdings je wieder ihrem Eigentümer zugeführt werden sollen, ist uns beiden ein Rätsel. Im 19 Jahrhundert hatte ein begnadeter Jäger offensichtlich nichts besseres zu tun, als 24 Kaninchen einzuführen, um seiner Leidenschaft fröhnen zu können. Bekanntlich sind Kaninchen in ihrer Reproduktion äußerst effizient und so wurde schnell die Region und später ganz Australien von dieser Landplage überrollt. Der dadurch entstandene ökologische Schaden ist nicht mehr gut zu machen, einige spezialisierte Pflanzen fielen dem Kaninchenfraß zum Opfer und ganze Landstriche sind für immer verändert. Mit einer Virusinfenktion konnten später 99,9% der Kaninchen ausgerottet werden. Die 0,1% sind nun immun und vermehren sich wieder fleissig. Einige kleinere Känguruarten und andere Nager fallen den eingeführten Katzen zum Opfer und stehen kurz vor der endgültigen Ausrottung. Andererseits weiß man auch, dass noch lange nicht alle Tier- und Pflanzenarten Australiens entdeckt und katalogisiert wurden, so dass man von deren Verschwinden nie etwas erfahren wird. Traurig, nicht wahr!

Obwohl, wie ja schon mehrfach erwähnt, Australien die fiesesten, giftigsten und tödlichsten Tiere auf unserem Heimatplaneten beheimatet, bleiben wir vor deren Angriffen verschont. Weder Schlangen, noch recht giftig aussehende Spinnen laufen uns über den Weg. Trotzdem gibt es hier reichlich Spinnen. Beim Baden in der Galvans Gorge hängen große, bewohnte Netze über unseren Köpfen. Wie gefährlich die Spinnen sind, wollten wir nicht ausprobieren. An unserer Übernachtungsstelle unweit von Derby leuchten uns bläulich-silbern hunderte Spinnenaugen an, als wir mit unseren Stirnlampen in den Busch strahlten. Diese Spezies scheint etwas unangenehmer zu sein, wie sich später beim Durchblättern eines Büchleins „Hazardous Animals in Western Australia“ herausstellte. Diese possierlichen Tierchen sind nachtaktiv und aggressiv, was ich durch Testen mit meinem linken Zeigefinger am eigenen Leibe erfahren durfte. Eigentlich wollte ich die Spinne nur anschubsen, was sie aber mit einem blitzschnellen Angriff parierte. Meiner noch schnelleren Reaktion verdanke ich möglicherweise, den nicht platzierten schmerzhaften Biss. Ich schüttelte die Spinne im selben Augenblick ab, als sie sich auf meinen Finger setzte. Der Schreck manifestierte sich durch eine minutenlange Gänsehaut auf meinem Arm und jetzt gleich nochmal beim Schreiben.

Wie erwähnt, sind Schlangen nicht über unseren Weg gelaufen – nur eine an einem Bussard hängend vorbeigeflogen -, noch haben sie sich in unseren Waden verbissen. Gewöhnlich sind sie schneller weg, als sie gesichtet werden können. Echsen hingegen lassen sich lieber ablichten und noch dazu gibt es schön bunte, große oder exotische. Wir beobachteten zum Beispiel eine bunt schillernde Echse am Wolfe Creek Crater beim Naschen an einer Ameisenstraße. In Derby am Campingplatz läuft eine Kragenechse einer Heuschrecke hinterher und verdrückt sie genüsslich. Das ganze passiert wenige Meter neben mir, als ich mich gerade wieder Bill Brysons humorvoller Beschreibung seiner Australienerfahrungen widmete. Ein großer Goanna faulenzt auf einem Felsen, als wir das Ende des Tunnels des Tunnel Creek erreichen. Ein Tannenzapfenskink kreuzt unseren Weg zur Erfrischung im Coward Spring. An der Piste zur Willie Creek Pearl Farm rennt uns ein Goanna und später noch ein uns unbekannter Skink über den Weg. In Malcolm Douglas Crocodile Farm bekommen wir natürlich noch viel mehr zu sehen, was ich aber hier nicht unserem Expeditionserfolg zuschreiben möchte und deshalb hier unerwähnt lasse. Trotzdem seien die Freshies – Süsswasserkrokodile – in der Windjana Gorge noch erwähnt, die sich in großer Anzahl dort zuerst an Land dösend, dann im Wasser den Schützenfischen auflauernd präsentierten. Geckos hängen an den immer beleuchteten Facilities der Campingplätze an den Wänden und fangen die vom Licht angezogenen Schwärmer. Nachts ist oft das Fiepsen der Geckos zu hören. Am Campingplatz in Derby klettert ein Laubfrosch die Wasserleitung hoch, ein anderer – mit meinen begrenzten Kenntnissen nicht klassifizierter Frosch – hüpft über den Weg.

Der bereits erwähnte Tunnel Creek erweist sich neben dem bereits erwähnten Goanna noch als weitere Quelle heimischer Tierwelt. Welse und andere Fische tümmeln sich im stockfinsteren Wasser ebenso wie Krebse und Frösche. Von der Decke baumeln Flying Foxes – Fledermäuse mit einer Spannweite von größer als fünfzig Zentimeter.

Natürlich seien auch die Emus erwähnt, die, wandernden Strohhütten gleich, unseren Weg mehrfach kreuzten. Wir sind erpicht darauf, sowohl Emu- als auch Krokodilfleisch einmal zu kosten. Mal sehen, ob das bei dem eingeschränkten Restaurantangebot, beziehungsweise Öffnungszeiten in Australien gelingt. Am Kings Canyon tummeln sich Zebrafinken an den Trinkwasserhähnen für die Touristen. Raben, Elstern und die etwas kleineren Peewees sind allgegenwärtig und schrecken erst immer in letzte Sekunde vor dem anrollenden Auto auf.

Die ganze Tierwelt wäre allerdings nichts, würde sie nicht von den allgegenwärtigen Fliegen im Outback und den im feuchteren Norden lebenden Moskitos begleitet. Trotz deren überwältigender Anzahl hält die australische Natur noch weitere Insekten bereit. Grüne und rote Ameisen, Stabheuschrecken, Gottesanbeterinnen, große Hundertfüssler, bunte Schmetterlinge und die dazugehörenden Raupennester, Käfer, Wanzen, Wespen und Bienen und so weiter. Termiten fräsen ganze Buschstriche entlang der Tanami Road mit Ihren Hügeln nieder. Ja sogar meterlange Würmer soll es hier geben, die die Stärke eines Unterarmes einnehmen können. Eine unvorstellbare Varianz an Form, Größe und Farbe bietet die hiesige Insektenwelt. Der Kontinent hatte ja auch geraume Zeit, diese außergewöhnliche Tier- und Pflanzenwelt hervorzubringen. Australien ist ein Quell an Ungewöhnlichem und noch Unbekanntem! Bei einer so gigantischen Ausdehnung, so erbarmunglosen Bedingungen im Outback und so wenigen Naturforschern auf diesem Kontinent wird das auch noch lange so bleiben.

Noch eine kleine Bemerkung zur unbekannten Tierwelt Australiens. Der Roadhousewirt von Mt. Barnett erzählt so beiläufig, dass nach dem Namen seines Nachbar, einem begnadeten Ornithologen, sogar ein Vogel benannt wurde. Das zeigt doch recht deutlich, es gibt noch viel zu entdecken dort.[:]