Tanami Track

von | Apr 14, 2008 | Reisebericht | 1 Kommentar

DSC02169 Heute steht Strecke an, deshalb sind wir bereits um sieben Uhr auf den Beinen und machen uns auf den Weg. Außerdem sorgten bereits eine Schar Rosakakadus und andere Papageien mit Ihrem Geschrei dafür, dass wir nicht verschlafen. Es liegen noch etwa achthundertfünfzig Kilometer Piste vor uns, den Asphalt haben wir gestern hinter uns gebracht.

Die Piste beginnt noch recht harmlos, doch schon bald fangen die Wellen an (Wellblech), unterbrochen von Weichsand, manchmal auch beides zusammen. DSC02195 Die Pistenränder laufen wie zwei Schnüre von uns weg und treffen sich am Horizont. Egal wie lange wir fahren, der Punkt am Horizont kommt nicht näher. Die Strecke fordert höchste Aufmerksamkeit. Auf Piste fahren bedeutet, es rumpelt und rüttelt unaufhörlich. Sämtliche Gepäckteile tragen Ihren Beitrag im Orchester dieses Konzertes bei. Knarren, scheppern, klingeln, kratzen, alle denkbaren Geräusche hält die Wellblechsymphonie für uns bereit. Es ist sowohl eine psychische Belastung für die Insassen, als auch eine physische Belastung für das Material, das Fahrzeug und die Ladung. Der Lärm ist so gigantisch, dass es die MP3-Musik nur ab und zu schafft mit ein paar Tönen die Symphonie zu vervollkommnen. Der Pistenrand ist gesäumt von Känguru-Leichen. Es wird langsam klar, wozu das riesige Gestell vor dem Toyota, das Roobar, dient. Die Unfälle passieren überwiegend Nachts, da die Roos vom Scheinwerferlicht geblendet nicht zur Seite hüpfen und damit ein Opfer des zu schnell herannahenden Roobars werden.

DSC02179 Eine farblich ständig wechselnde Staubfahne hinter unserem Toyota ist unser ständiger Begleiter. Entgegenkommende Roadtrains salutieren wir mit einem kompletten Stillstand des Fahrzeuges, eine Weiterfahrt in der im Schlepp des Roadtrains hängenden Staubfahne ist ohnehin nicht möglich. Eine Zugmaschine und vier Anhänger brettern an uns vorbei. Ein lässiger Gruß des Trucker und wir stehen hustend in einer weißen Staubwolke.

DSC02197 Gegen Mittag erreichen wir Rabbit Flat, „The most remote Roadhouse of the world“. Dieses Roadhouse ist in der Karte verzeichnet, denn dort kann getankt, ein wenig eingekauft und sogar gecampt werden und ist wahrlich sehr abgelegen. Die nächsten Orte sind im Norden Halls Creek – unser Ziel – 400 km und im Süden Alice Springs – von da kommen wir – 600 km. Die Einwohner von Rabit Flat sind in der Anzahl exakt zwei! Ein älterer Herr mit gewaltiger Gesichtsbehaarung empfängt uns in seinem kleinen Laden hinter einer vergitterten Durchreiche. Er schaltet seine Dieselzapfsäule frei und befüllt unseren Tank mit dem bisher teuersten Sprit ($2,34), dazu trinken wir noch Kaffee. Rabbit Flat ist eine Oase in der Tanami Wüste. Bäume, blühende Sträucher und grüne Wiese erfreuen sich dem künstlichen Regen, der dem Grundwasser entspringt.

Nach dieser kurzen Erholung geht es wieder auf die Piste. Sie wird mit der Zeit immer enger, das Wellblech wird durch fiese Bodenwellen unterbrochen. Fahrtechnisch eine wahre Herausforderung, denn Wellblech fährt man am Besten in etwas höherer Geschwindigkeit, die Bodenwellen jedoch können solche höheren Geschwindigkeiten rasch mit einem Ausbrechen des Fahrzeuges oder schlimmstenfalls mit einem Überschlag enden. Gekonnt fängt Micha einen dieser Ausbruchversuche ab, wir schlendern von einem Pistenrand zum anderen, bis das Fahrzeug wieder stabil fährt. Nochmal gut gegangen.

DSC02248Termitenfelder, soweit das Auge reicht säumen die Piste ab Western Australia. Soldatenfriedhöfen gleich, dokumentieren sie die Schlacht der Termiten gegen die Bäume, die einst dort standen. Der Sieger ist klar – die Termiten.

Am Horizont erblicken wir ab und zu gewaltige Rauchfahnen, bis sich herausstellt, dass es sich um DSC02227 Buschbrände handelt. Wir fahren an abgebrannter Erde vorbei und sehen die gewaltige Feuersbrunst bei Ihrer Arbeit. Vom Dach des Toyota aus, erblicken wir das Feuer aus den meterhohen Sträuchern und Gräser schlagen. Einer Feuerwalze gleich bahnt sich die Front vorwärts.

Alles in allem haben wir den heutigen Tag auf der Piste ganz gut überstanden. Geringe Verluste sind trotzdem zu verzeichnen. Ein Ei hat sich im Kühlschrank selbstständig gemacht und mit der ausgelaufen Milch vermengt. Der rechte seitliche Blinker hängt nur noch am Kabel aus der Karosse.

DSC02288 Wir nehmen die Abzweigung zum Wolfe Creek Meteorite Crater, an dem wir unser Lager aufschlagen werden. Eine echte Attraktion, kaum ausgeschildert und wenig bekannt. Man kann den Kraterrand hochlaufen und blickt in den 850 m breiten Einschlagskrater. Ein gigantischer Anblick!Nebendran präsentiert uns eine bunte Echse ihre Jagdkünste beim Ameisenernten. Blitzschnell schnappt sie zu und wieder ist eine Ameise weg.

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Wir treffen an unserem Schlafplatz ein paar Australier, die die Canning Stock Route gefahren sind. Wir sind die ersten Menschen, die sie seit 12 Tagen sehen. Gemeinsam verbringen wir einen lustigen Abend, genügend Wein bekommen wir von unseren trinkfesten Gastgebern spendiert.

Mittlerweile haben wir wieder eine neue Zeitzone erreicht, die Zeit wird wieder mal um eine halbe Stunde verstellt. Langsam stimmt keine Uhr mehr, jede zeigt was anderes an.